Von .guitars bis .cheap: Das nTLD-Update für den Februar

Für Menschen, die wenig mit Domains zu tun haben, sind die neuen Top Level Domains meistens immer noch die großen Unbekannten: Die Reaktionen reichen von „Noch nie davon gehört“ über „Was mache ich damit?“ bis hin zu einem „Wo bekomme ich die her?“. Obwohl die nTLDs nach wie vor kein Mainstream-Thema sind, ist die Zahl der Vorbestellungen weltweit inzwischen gigantisch. Und so langsam wird es tatsächlich ernst: Immer mehr neue Endungen werden von der Internetverwaltung ICANN delegiert. Aus Vorbestellungen werden damit „echte Domains“. Wir geben Euch einen Überblick über die neuesten Entwicklungen: Was steht im Februar an? Was hat sich in den vergangenen Wochen getan? Und über welche Endungen wird weiter gestritten?

Delegiert und unterzeichnet

Bei der ICANN freut man sich: Nach jeder Menge Pleiten, Pech und Pannen läuft das nTLD-Programm derzeit offenbar wie am Schnürchen. Die Internetverwaltung hat inzwischen mehr als 100 neue Top Level Domains in die Root Zone delegiert – dem vorletzten Schritt, bevor die Vergabestellen den Startschuss für die Registrierung geben können.

„Wir haben jetzt schon fast fünfmal soviele generische Top Level Domains als noch vor wenigen Monaten“, freute sich Akram Atallah, Präsident der Global Domains Division der ICANN. Weitere 200 sogenannter „Registry Agreements“ zwischen der ICANN und den jeweiligen nTLD-Bewerbern seien bereits unterzeichnet. Diese Verträge sind ein elementarer Schritt in Richtung Delegation.

Einen Überblick über alle bereits delegierten Domainendungen bietet die ICANN auf ihrer Webseite.

Sunrise-Phasen: Ausblick auf die kommenden Wochen

Die ersten Wochen dieses Jahres haben einen Vorgeschmack auf das gegeben, was uns die nächsten zwei bis drei Jahre erwartet: Jede Woche gibt es eine lange Liste neuer Endungen, die in die Sunrise-Phase starten, die diese beenden oder für die die allgemeine Registrierung ansteht. Schwer, da alles im Blick zu behalten. Wir versuchen mit regelmäßigen Updates für Klarheit zu sorgen.

Im Februar gibt es laut den Angaben im Trademark Clearinghouse folgende Starts:

  • .holiday (4. Februar)
  • .marketing (4. Februar)
  • .ceo (10. Februar)
  • .viajes (11. Februar)
  • .farm (11. Februar)
  • .codes (11. Februar)
  • .berlin (14. Februar)
  • .cheap (18. Februar)
Eine Top Level Domain passend zum Angebot: die neue Endung .boutique.
Schöner shoppen mit .boutique: Die neue Domainendung soll ebenfalls im Februar starten.

Das Domainunternehmen Donuts kündigt auf seiner Seite außerdem noch zusätzlich diese Starts an (Termine noch nicht von der ICANN bestätigt):

  • .zone (18. Februar)
  • .agency (18. Februar)
  • .bargains (18. Februar)
  • .boutique (18. Februar)
  • .tienda (25. Februar)
  • .watch (25. Februar)
  • .works (25. Februar)
  • .cool (25. Februar)
  • .expert (25. Februar)

Bereits seit Mitte bzw. Ende Januar in der Sunrise-Phase befinden sich:

  • .institute (21. Januar)
  • .education (21. Januar)
  • .ruhr (21. Januar)
  • .repair (21. Januar)
  • .camp (21. Januar)
  • .glass (21. Januar)
  • .pics (27. Januar)
  • .guitars (27. Januar)
  • .build (27. Januar)
  • .gift (27. Januar)
  • .link (27. Januar)
  • .international (28. Januar)
  • .club (28. Januar)
  • .coffee (28. Januar)
  • .florist (28. Januar)
  • .house (28. Januar)
  • .solar (28. Januar)

Mit .berlin wird Mitte Februar nach .ruhr nicht nur die zweite regionale nTLD eingeführt, sondern auch eine weitere Endung, die speziell für deutsche Nutzer interessant ist. Während die Sunrise-Phase für .ruhr lediglich vier Wochen dauert, setzen die Betreiber von .berlin auf die üblichen acht Wochen, in denen eingetragene Markeninhaber exklusiv ihr Vorrecht nutzen und sich für sie wichtige Domains sichern können.

Der Sonnenaufgang geht – der Landrush kommt

Nachdem im Dezember der erste ganz große Schwung neuer Top Level Domains in die Sunrise-Periode gestartet war, heißt das für den Februar logischer Weise, dass diese Endungen in den nächsten Tagen und Wochen in die Landrush-Phase übergehen. Das heißt, dass nach einer kurzen Pause innerhalb einer gesetzten Frist besonders begehrte Domains an den Meistbietenden verkauft werden.

Zu diesen Endungen gehört:

  • .graphics (1. Februar)
  • .lighting (1. Februar)
  • .camera (1. Februar)
  • .estate (1. Februar)
  • .gallery (1. Februar)
  • .equipment (1. Februar)
  • .photography (1. Februar)
  • .menu (7. Februar)
  • .uno (7. Februar)
  • .today (8. Februar)
  • .contractors (8. Februar)
  • .technology (8. Februar)
  • .construction (8. Februar)
  • .kitchen (8. Februar)
  • .land (8. Februar)
  • .directory (8. Februar)
  • .tattoo (9. Februar)
  • .sexy (9. Februar)
  • .enterprises (14. Februar)
  • .diamonds (15. Februar)
  • .voyage (15. Februar)
  • .tips (15. Februar)
  • .ruhr (20. Februar)
  • .shoes (22. Februar)
  • .careers (22. Februar)
  • .recipes (22. Februar)
  • .photos (22. Februar)

Die Landrush-Phase dauert im Normalfall 30 Tage. Gibt es am Ende für eine der Premium-Domains mehrere Bewerber, entscheidet eine Auktion über den Zuschlag. Sobald der Landrush beendet ist, beginnt die „allgemeine Verfügbarkeit“: Dann könnt Ihr Euch zu einem ganz normalen Preis Eure Wunschdomains sichern. Selbstverständlich halten wir Euch hier im Blog darüber auf dem Laufenden, sobald es ernst wird.

Umstrittene Domainendungen: .islam und .halal

Während es auf der einen Seite neue Domainendungen hagelt, geht es auf der anderen Seite weiter sehr, sehr zäh zu. Die Rede ist von neuen Top Level Domains, über die es Streit gibt. Über eine ganze Reihe entsprechender Endungen haben wir im checkdomain-Blog ja bereits berichtet. Nach .amazon, .patagonia und Co. geht es aktuell um religiöse Begriffe.

Die indonesische Regierung hat sich komplett gegen die Einführung der nTLD .islam ausgesprochen. In einem Brief an die ICANN heißt es zur Begründung, Jede TLD mit religiösem Bezug könnte die Ursache für Spannungen und daraus resultierende Konflikte sein. Zudem würde der Bewerber um die TLD, das Unternehmen Asia Green IT System Bilgisayar San. nicht die muslimische Gemeinde repräsentieren.

Für die Endung .halal schlägt Indonesien als Kompromiss vor, dass gesichert sein muss, dass Inhaber einer .halal-Domain über ein staatliches Halal-Zertifikat verfügen – unter diesen Umständen würde Indonesien der Einführung zustimmen.

Sowohl gegen .islam wie gegen .halal gab es auch schon Einwendungen von anderer Seite. Die Stellungnahme der indonesischen Regierung dürfte aber ein besondere Gewicht haben, da Indonesien mit 191 Millionen Muslimen weltweit der größte muslimische Staat ist.

Die letzte Lösung: Auction of Last Resort

Und dann wären da noch die Endungen, die mehrere Bewerber haben möchten und bei denen es bislang keine gütliche Einigung gab. Insgesamt sind das 201 TLDs, darunter .app (12 Bewerber), .art (9 Bewerber) und .shop (9 Bewerber). Die ICANN sieht als Lösung „auctions of last resort“ vor, also Auktionen aus letzter Ausweg. Um das Vorgehen bei diesen Auktionen wurde in den vergangenen Wochen gerungen, jetzt zeichnen sich aber langsam der Weg und der Zeitplan ab.

Laut dem Entwurf sollen die Auktionen im März 2014 starten. Den Auftakt macht eine Reihe internationalisierter Endungen. Dann soll es mit .play, .dog, .party, .energy und .food weitergehen. Mit den Auktionen beauftragt wurde der Veranstalter Power Auctions. Dessen Plänen nach sollen die Auktionen innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein.

Das wäre allerdings der Idealfall. Nicht einkalkuliert ist dabei, dass es unter den 201 Auktionskandidaten auch umstrittene Endungen gibt. Möglich ist, dass etwa bei .car und .cars am Ende nur eine Endung übrig bleibt. Die ICANN hat sich bisher nicht dazu geäußert, wie sie dieses Problem beheben möchte. Fest steht dagegen schon jetzt: Die Auktionen werden für die Internetverwaltung ein weiteres sehr einträgliches Geschäft. Bei hochkarätigen Konkurrenten wie Google und Amazon dürfte es bei vielen Auktionen um mehrstellige Millionenbeträge gehen.